Paul Hösler

Art der Kandidatur: ListkandidatIn

Partei: Linke

Viele Diskurse um den Begriff „Arbeit“ betrachten nicht alle Arbeit, die innerhalb der Gesellschaft erbracht wird. Oftmals ist hier eben nicht die ohnehin schon unsichtbare und meist unbezahlte Arbeit im Bereich Care gemeint, sondern die rein nach den Regeln der Profitmaximierung funktionierende Erwerbsarbeit. Somit wird bzw. werden sowohl die notwendige Diskussion um den Arbeitsbegriff an sich im Keim erstickt, als auch bestehende Geschlechterungerechtigkeiten innerhalb der Gesellschaft missachtet, da Sorge-Arbeit bzw. Care-Arbeit eben zumeist durch Frauen* geleistet wird – auch neben deren Erwerbstätigkeit.
Man könnte sich jetzt fragen, inwiefern denn ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) diese Dilemmata auflösen könnte. Das BGE stellt allen Menschen ein existenzsicherndes Auskommen bereit, von dem sie ohne zusätzliche Leistungen leben könnten. Der Mensch muss also nicht mehr (schlecht bezahlte) Arbeit annehmen, sondern Unternehmen/Arbeitgeber wären dadurch in der Pflicht, Menschen attraktivere Angebote zu unterbreiten. Das BGE darf jedoch nicht als Einzelmaßnahme verstanden werden, sondern muss zusammen mit einer Vielzahl von Maßnahmen zusammengedacht werden. Das bedeutet u.a. radikale Arbeitszeitverkürzung und Erhöhung des Mindestlohns, ein deutlich ausgebautes, öffentliches Netz für personennahe Dienstleistungen, wesentlich höhere Besteuerung von Gewinnen/Kapitalvermögen und drastische Erhöhung der Einkommenssteuer für Besserverdienende. Dabei müssen aber feministische Perspektiven zwingend mitgedacht werden, um die sogenannte „doppelte Vergesellschaftung“ der Frau* anzugehen. Das BGE darf eben nie eine finanzielle Anerkennung der durch Frauen* getätigte Reproduktionsarbeit darstellen, sondern muss eine individuelle Absicherung gewährleisten, die es ermöglicht, für sich und andere tätig zu sein. Es bedarf somit zeitgleich einer gesellschaftlichen Aufwertung und höheren Entlohnung der personennahen Dienstleistungen im Sozialbereich.